Auszug aus der Chronik des TV Dinglingen

 

Die langjährige Geschichte des Turnvereins wurde bereits im Jahre 1980 anlässlich der 90 Jahr-Feier des TV Dinglingen von Max Barho in einer Chronik „Damals – 90 Jahre Turnen im Turnverein Dinglingen“ sehr ausführlich zusammengefasst.
Zur 100 Jahr-Feier des Turnvereins machte sich Pressewart Werner Schlegel daran, die Geschichte des Turnvereins zusammenzufassen und in einer Broschüre der Dinglinger Bevölkerung zugänglich zu machen. Dieser 100-jährige Abriss der Vereinsgeschichte dient heute noch als Grundlage, um einen schnellen und zusammenfassenden Abriss über die Vereinsgeschichte zu bekommen. Anlässlich des Dinglinger Aktienhoffestes 1997 mit allen Dinglinger Vereinen stellte Pressewart Herwig Schelling den Turnverein Dinglingen in der Festschrift in einer kurzen Version vor. Aus diesen drei Schriftstücken wird im weiteren öfters zitiert, nachgelesen und dem Leser zugänglich gemacht.
„Im Geschehen des früher selbstständigen Dorfes Dinglingen spielte der Turnverein Dinglingen eine ebenso gewichtige Rolle wie er sie heute innerhalb der Gesamtstadt Lahr spielt.Am 17. August 1890 gründeten 54 Dinglinger Bürger in der Gaststätte „Sonne“ den Turnverein Dinglingen. Eine Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war sicher die Fahnenweihe 1897 , bei der der „Liederkranz“ Dinglingen, die Stadtkapelle Lahr und einige Turnvereine aus der Nachbarschaft teilgenommen haben. Die Fahne, die 228,50 Mark kostete, wurde dem Verein von der Dinglinger Bürgerschaft gestiftet. Bis zum Jahre 1903 hatte der junge Verein vier 1. Vorsitzende, dann wurde Vereingründer Fritz König in das Amt des Vorsitzenden gewählt, das er dann bis 1936 innehatte.
Durch Beschluss des Dinglinger Gemeinderates wurde dem jungen Verein der Platz am Stierstall unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dieser Turnplatz wurde 1902 mit einem Schauturnen eingeweiht. In dieser Zeit beantragte der Verein bei der Gemeinde die Erstellung einer bescheidenen Turnhalle, damit das Turnen im Winter nicht mehr in den Sälen der Dinglinger Wirtschaften oder in den Kellern der Dinglinger Brauereien abgehalten werden musste. Am 30. August 1908 beschließt der Turnrat, sich mit der Hälfte an den Kosten für einen Faustball zu beteiligen. Das war der Beginn der Sportart Faustball im Turnverein Dinglingen.
Den ersten Auftritt der Frauenriege erlebten die Dinglinger 1920 beim 30-jähriges Stiftungsfest. Gegen Ende 1921 zeichneten sich dann endlich in der Frage einer Turnalle und eines Spielplatzes Lösungen ab. Die Gemeinde stellte dem Turnverein den ehemaligen Pferdestall in der Aktienbrauerei als Turnhalle zur Verfügung. Als Spielplatz sollte der frühere Eisweiher an der Dreschmaschine Verwendung finden, allerdings, dieser musste erst noch aufgefüllt werden.
Als dann im September 1922 die Turnhalle im Aktienhof in Betrieb ging, hatte der Verein infolge der verbesserten Möglichkeiten für den Turnbetrieb 42 Neuanmeldungen zu verzeichnen. Zwei Abteilungen wurden im Jahre 1925 gegründet. Zuerst die Kleinkaliber-Schützen-Abteilung, die im Gewann „Unteres Engetal“ einen Schießstand einrichtet. Am Jahresende spielte dann zum ersten Mal eine Mannschaft des Turnvereins Handball. Sein 40. Stiftungsfest feierte der Turnverein 1930 zusammen mit dem 4. Gau-Frauenturnfest. Beim Festbankett füllten 1000 Festgäste die zur Festhalle umfunktionierte Dreschhalle. 1936 war dann der vereinseigene Turn- und Spielplatz an der Dreschmaschine fertiggestellt. Zum Eisweiher wurden noch vier weitere Grundstücke gekauft, so dass das Gelände ca. ein Hektar groß war.
Am 17. Februar 1937, an seinem 70. Geburtstag, gab Fritz König das Amt des „Vereinsführers“, wie der 1. Vorsitzende als Folge der politischen Entwicklung inzwischen hieß, ab. Er war 12 Jahre Turnwart und 34 Jahre 1. Vorsitzender gewesen. Als 1945 der Spuk des Nationalsozialismus vorbei war, hatte der Turnverein Dinglingen 36 Turner zubeklagen, die Opfer des Krieges wurden. Bei der Neugründung 1950 wurde Max Barho sen. zum 1. Vorsitzenden gewählt. Ein schwerer Schlag war dann im August 1953 die Beschlagnahme des vereinseigenen Geländes an der Dreschmaschine durch die französische Besatzungsmacht. Ohne eigenen Sportplatz war der TV Dinglingen in den 50-er Jahren der Verein in Lahr, der in der Leichtathletik in Breite und Spitze an erster Stelle stand.
Im Jahr 1961 genehmigten die Mitglieder den Plan des Turnrates, an der Schutter ein Turnerheim mit Gymnastik-Halle zu bauen. Diese Halle wurde dann 1964 als „Walter-Kolb-Halle“ eingeweiht. Inzwischen hatte 1963 auch Max Barho jun. von seinem Vater das Amt des 1. Vorsitzenden übernommen. Ihm folgte 1973 bis 1981 Helmut Kiesele, ab 1981 war Walter Lutz Vorsitzender des Vereins. Einen großen Erfolg hatte die Faustball-Abteilung am 1. April 1979, als die Seniorenmannschaft Männer 40 als Deutscher Meister von Bretten zurückkehrte. Der Erfolg der Mannschaft mit Hans Schubert, Reinhard Surbeck, Claus Müncheberg, Klaus Nuvolin, Michael Schindler und Helmut Maurer wurde in der „Sonne“ in Dinglingen gebührend gefeiert.
Ein großes Ereignis war die Hundertjahrfeier im Jahre 1990. Der Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten war sicherlich der Festakt am 14. Juli in der Sulzberghalle. Den Abschluss bildete am 30. September die Sportpalette des Breisgauer Turngaus im Hallensportzentrum Lahr. Heute ist der Turnverein Dinglingen 125 Jahr alt – „und kein bisschen verstaubt, so präsentiert sich der Turnverein auch im Jahre 2015“!
Das Jahr 1990 war noch geprägt von den Feierlichkeiten zum 100-järigen Vereinsbestehen. Aber es gab auch neues Sportliches: Die Stadt Lahr ehrte unsere Faustballmannschaft mit Ralf Llienthal, Stephan Lutz, Jörg Maurer, Thomas Nuvolin, Reinhard Schwend, Gerd und Volker Surbeck für den Aufstieg in die 2. Bundesliga West im Feldfaustball.
Am 2.7.1990 verstarb Ehrenmitglied Willi Boos im 82. Lebensjahr.
Zum 100. Gründungstag des TV Dinglingen (17.08.1890), legte Ehrenvorsitzender Max Barho am 17. August an der Gedenktafel der in beiden Weltkriegen gefallenen Turner in der Walter-Kolb-Halle im Beisein vom 1. Vorsitzenden Walter Lutz, Ehrenmitglied Ernst Kramer, Heimwart Hermann Schätzle mit den Worten „Wir haben Euch nicht vergessen, die ihr in fremder Erde und fernen Meeren ruht“ einen Kranz nieder. Ehrenvorsitzender Max Barho bedankte sich in einem Schreiben bei den Helfern der 100-Jahr-Feier des TVD mit einem Brief, in dem er u.a. einen japanischen Weisheitsspruch, der heute noch gültig ist, zitierte:
„Wer an das nächste Jahr denkt, der soll Korn säen; wer für zehn Jahre vorsorgen will, soll Bäume pflanzen; wer aber für die nächsten Jahrzehnte die Weichen stellen soll, muss sich um die Jugend kümmern“.
Max Barho erhält von OB Dietz zum 80. Geburtstag für seine Verdienste die Landesehrennadel Baden-Württemberg ausgehändigt.


Jürgen Meier